Preisträgerprojekte 2022
Hospiz ohne Grenzen – Kooperationen über Ländergrenzen hinweg
Hospiz ist kein Ort, sondern eine Haltung. Sie findet überall da einen Ort, wo Menschen für schwerstkranke und sterbende Menschen sowie ihre Zugehörigen da sind. Hospiz ist da, wo in sorgender Gemeinschaft der Mensch, der Hilfe und Unterstützung benötigt, im Mittelpunkt steht und bei ihm ein Mensch ist, der ihn begleitet.
Vor diesem Hintergrund sind die Hospizarbeit und die Palliativversorgung grenzenlos. In den letzten rund 50 Jahren haben sich in vielen Ländern der Erde ganz unterschiedliche ambulante, teilstationäre und sektorenübergreifende Strukturen der Versorgung und Begleitung der Betroffenen entwickelt. Der Stand der Versorgung und Begleitung der Betroffenen hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab und ist daher sehr unterschiedlich. Das bietet die Chance von einander zu lernen und bietet die Chance zu helfen.
Die DHPStiftung hat ihren Stiftungspreis 2022 an Ländergrenzen überschreitende Kooperationsprojekte vergeben. Gemeint waren Dienste und Einrichtungen der Hospizarbeit und Palliativversorgung, die mit Diensten, Projekten und Angeboten zur Begleitung und Versorgung schwerkranker Menschen in anderen Ländern zusammenarbeiten.
Platz1 teilen sich zwei Projekte
Najojo – Better Living Mission Association in Lesotho / Häusliche Palliativpflege für das Königreich im Himmel
Najojo ist ein palliativer Pflegedienst in Lesotho, einem kleinen Land im Süden Afrikas. Lesotho liegt mit seiner gesamten Fläche mehr als 1000 Meter über dem Meeresspiegel und wird deshalb auch "Königreich im Himmel" genannt. Hier startete vor einigen Jahren der Palliativmediziner Tonny Mwabury das Projekt "Najojo – Better Living Mission Association (NBLMA)". Unsere Non-Profit Organisation ist an ein privates Krankenhaus angegliedert, das uns beispielsweise bei der kostenlosen Versorgungen der Patientinnen und Patienten unterstützt. In einem kleinen Gebäude neben dem Krankenhaus arbeiten zurzeit ein Sozialarbeiter, zwei professionell Pflegende, ein Arzt und eine Projektkoordinatorin zusammen mit mehreren internationalen Freiwilligen verschiedener Professionen, um im 222 km² großen Distrikt Berea mit seinem Hauptort Teyateyaneng und den insgesamt 263.000 Einwohner*innen kostenfreie palliative Pflege anbieten zu können.
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Christliches Hospiz Ostsachsen: Hospiz- und Palliativarbeit ohne Grenzen – Wie Trinationale Zusammenarbeit gelingen kann
Das Stationäre Hospiz Siloah ist im Herzen der Oberlausitz im sächsischen Landkreis Görlitz in der kleinen Stadt Herrnhut verortet. Zentral zwischen den Städten Löbau und Zittau gelegen, ist sie als Gründungsort der Herrnhuter Brüdergemeine, durch die "Herrnhuter Losungen" und durch die Produktion der "Herrnhuter Sterne" bekannt. Vor über 15 Jahren initiierten engagierte Pionierinnen und Pioniere der hiesigen Hospizarbeit den Bau des ersten Stationären Hospizes in Ostsachsen. Nur ca. 20 Fahrminuten entfernt, befindet sich das Dreiländereck Deutschland – Tschechien – Polen. Diese geografische Besonderheit bietet Chancen für trinationale Kooperationen auf verschiedenen Gebieten der Sozialen Arbeit, so auch im Bereich der Hospiz- und Palliativarbeit. Neben gesetzlichen Unterschieden und verschiedenen Finanzierungssystemen ist insbesondere der fachliche Austausch wertvoll. Darüber hinaus ist es ein ungemeiner Zugewinn zu vergleichen, wie Abläufe und Rituale bei der Arbeit in einem stationären Hospiz gehandhabt werden. Denn Sterben gehört zum Leben – auch über Ländergrenzen hinweg.
Die Kooperationsprojekte im Einzelnen (PDF)
Platz 2
Zentrum für Palliativmedizin UK Köln: European Palliative Care Academy / (Länder-)Grenzen überschreiten und gemeinsam Zukunft gestalten
Immer wieder kommen E-Mail Anfragen aus aller Welt: Ob es nicht die Möglichkeit gäbe, den nächsten Kongress-Termin in Deutschland mit einem Besuch der European Palliative Care Academy zu verbinden. Die Antwort ist dann immer ein berüchtigtes "Jein" – denn die European Palliative Care Academy – kurz EUPCA – ist kein Gebäude das man einfach so besuchen kann. Vielmehr steht EUPCA für ein internationales Netzwerk von Dozenten, Teilnehmer*innen und Alumni auf der ganzen Welt, die miteinander im regen Austausch sind, mit einem gemeinsamen Anliegen: "Enabling Future Leaders" in Palliative Care – und denen kann man dann natürlich wiederum vielerorts begegnen.
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Platz 3
Akademie am Johannes-Hospiz Münster: Ein Brückenschlag in schwerer Zeit / Projekte zwischen der Ukraine und Deutschland
Ein Blick auf den Status der Hospiz- und Palliativarbeit in der Ukraine zeigt, dass sowohl im Versorgungs- wie auch im Bildungsbereich ein hoher Unterstützungsbedarf besteht. Dieser Umstand hat sich seit Kriegsausbruch dramatisch verschärft. In der Vergangenheit hat sich Iwano-Frankiwsk mit seinem stationären und ambulanten Palliative Care Centrum und seiner Nationalen Medizinischen Universität für das Johannes-Hospiz in Münster und seine Akademie als ausgezeichneter Projektstandort erwiesen. Da im Westen der Ukraine gelegen, eignet sich die Universitäts- und Gebietshauptstadt trotz der Last akuter Kriegshandlungen auch weiterhin als Standort für die Projekte.
Folgende Projekte stehen bis Juni 2023 im Mittelpunkt, die durch die Stiftung Johannes-Hospiz und die Schober-Stiftung gefördert werden:
• Palliative Care für Pflegende in der Ukraine (hybrider Kurs)
• Recherche und Darstellung aktuell bestehender Einrichtungen und Dienste in der Hospiz- und Palliativversorgung in der Ukraine
• Aspekte palliativpsychologischer Begleitung für Psychologinnen und Psychologen in der Ukraine und in Deutschland (Online-Seminar)
Zur Projektbeschreibung (PDF)